Prinzipien

Informationen zur Wirkungsweise

Was geschieht im Brainspotting?

Die erste Grundentdeckung des Brainspotting ist, dass es einen ganz präzisen Zusammenhang zwischen inneren Erlebnisinhalten (z.B. intensiven Gefühlen, Erinnerungen, zentralen Themen) und der spontanen Blickrichtung der Augen gibt. Diese Entdeckung ist natürlich nicht neu – wenn wir etwa intensiv mit einem Thema oder einer Erinnerung beschäftigt sind, „huschen“ unsere Augen unwillkürlich, „von alleine“ zu bestimmten, wiederkehrenden und nicht-zufälligen Blickpunkten im Raum um uns herum; einem aufmerksamen Beobachter kann dies leicht auffallen. Neu ist allerdings der Ansatz, diese spontanen Blickpunkte gezielt aufzusuchen, zu halten und für einen therapeutischen Prozess zu nutzen.

Im Brainspotting werden nun vier Bedingungen kombiniert, um einen unwillkürlich verlaufenden, heilsamen inneren therapeutischen Prozess anzuregen:

  1. Ein psychisches Thema (etwa ein traumatisches Ereignis, eine angstbesetzte Situation, eine depressive Stimmungslage) wird vom Patienten als Gefühl im Körper lokalisiert und beobachtet; der Patient hält nun über den gesamten Prozess seine Aufmerksamkeit achtsam und freundlich beim Geschehen im Körper;
  2. Mit verschiedenen Hilfsmitteln wird das Blickfeld des Patienten sorgfältig abgetastet, bis ein Blickpunkt („Brainspot“) gefunden ist, der das innere Erleben zusätzlich aktiviert und intensiviert; dieser Blickpunkt wird während des gesamten weiteren Prozesses gehalten;
  3. Der Therapeut fokussiert intensiv auf die körperlichen, emotionalen und zum Teil unwillkürlich-reflexhaften Reaktionen beim Patienten und nutzt sie, um den Prozess behutsam zu begleiten und gelegentlich zu lenken;
  4. Parallel dazu werden über „bifokale“ Tonaufnahmen (Musik oder Naturgeräusche, die abwechselnd in jedem Ohr zu hören sind) die beiden Hirnhälften angeregt.

Die zweite Grundentdeckung des Brainspottings ist, dass diese Kombination an Bedingungen eine Vielzahl intensiver therapeutisch wichtiger Prozesse unmittelbar anregt. Die beiden wichtigsten Prozesse sind:

Regulation: Während des Prozesses ändert sich die emotionale Lage stetig und positiv; aus dem anfänglich belastenden Gefühl entwickeln sich zunehmend ressourcevolle und stärkende Emotionen. Das Gehirn wird offensichtlich in seiner natürlichen Fähigkeit gestärkt, aversive/belastende Zustände zu regulieren. Dieser Effekt ist zunehmend nachhaltig, die belastenden Emotionen treten immer seltener im Alltag auf.

Verarbeitung: Bislang nicht oder unvollständig verarbeitete Erlebnisse (z.B. traumatische Erlebnisse) werden in einer außerordentlich hohen Geschwindigkeit verarbeitet, d.h. sie verlieren ihren oft massiven Einfluss auf die Gegenwart (etwa in Form von „flashbacks“ bei Posttraumatischen Störungen). Dieser Prozess ist oft nicht unmittelbar bewusst zugänglich, er zeigt sich häufig erst nach den Brainspotting-Sitzungen.

Wenngleich es eine Vielzahl von Variationen in der Brainspotting-Therapie gibt, ist dieses Prinzip: Regulation und Verarbeitung durch die Kombination der vier Bedingungen immer dasselbe.